Entlastung bei Energiepreisen – Nachbesserungen für die Industrie und Langfristkonzept notwendig!

  • • kunststoffland NRW erwartet auch vor dem Hintergrund der aktuellen Lage weiter hohe Energiepreise
    • Gerade viele mittelständische Kunststoffverarbeiter können ihre gestiegenen Kosten nicht weitergeben und befinden sich in einer Sandwich-Position
    • Die Industrie wird bei dem letzten Entlastungspaket nur unzureichend berücksichtigt, weshalb hier Entlastungen nötig sind

Vor dem Hintergrund der fundamentalen Veränderung der außen- und sicherheitspolitischen Situation in Europa fordert kunststoffland NRW eine Nachbesserung des nicht einmal vor einem Monat beschlossenen Entlastungspakets bei den Energiepreisen insbesondere für Industrieunternehmen. „Von den kürzlich vor allem wegen der hohen Energiepreise beschlossenen Entlastungsschritten – etwa dem Wegfall der EEG-Umlage schon in diesem Jahr, der Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrags, der Erhöhung des Grundfreibetrages, der Anhebung der Pendlerpauschale oder der Einmalzahlung eines Heizkostenzuschusses –,“ so Ron Brinitzer, Geschäftsführer von kunststoffland NRW, „profitiert die Industrie neben der Fortschreibung der schon beschlossenen Corona Maßnahmen genau von einer Maßnahme, nämlich dem zeitnahen Wegfall der EEG-Umlage.“

Das Paket sei als Entlastung für Energieverbraucher geschnürt worden, so Brinitzer weiter, aber einer der größten Verbraucher, nämlich der Industriesektor, finde damit kaum Berücksichtigung. Auch in der derzeitigen Diskussion findet die Industrie kaum statt. „Die Streichung der EEG-Umlage ist gut, aber im Vergleich zu den gestiegenen Strom- und Gaspreisen lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein“, betont er. So ist der Gaspreis nach Angaben des Statistischen Bundesamts für die Industrie im letzten Jahr um 234 Prozent gestiegen, für Kraftwerksbetreiber um über 300 Prozent. Der Strompreis für Sondervertragskunden aus Industrie und Gewerbe mit i.d.R. mehr als 100.000 kWh Jahresverbrauch stieg in diesem Zeitraum um 92 Prozent an. Darin ist die Preisrallye der letzten Tage noch nicht einmal enthalten.

Weitere Entlastungen für Industrie notwendig
Deshalb fordert der Verband gerade vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Veränderungen bei den derzeit diskutierten Maßnahmen die Industrie zu berücksichtigen. Kurzfristig sei eine Senkung der Strom- und Gassteuer auf den europäischen Mindestsatz notwendig. Zudem erinnert der Verband an den nach Ansicht der Kohlekommission erforderlichen Zuschuss von mindestens zwei Milliarden Euro pro Jahr zur Senkung der Netzentgelte, der nun kommen muss.

Gerade viele mittelständische Unternehmen der Kunststoffindustrie befinden sich derzeit in einer Sandwichposition. „Kunststoff kann nur durch Einsatz von Wärme hergestellt und geformt werden“, erklärt Brinitzer ihre derzeitige Situation, „aber viele mittelständische Kunststoffverarbeiter können ihre exorbitant gestiegenen Einkaufs- und Energiepreise aufgrund ihrer geringen Größe und der starken Konkurrenz kaum an ihre Kunden weitergeben.“ Für diese Unternehmen muss dringend mehr getan werden.

Forderung nach langfristigem Konzept zur Sicherstellung konkurrenzfähiger Energiepreise
Langfristig erwartet der Verband keine Preissenkungen, sondern eher das Gegenteil. Das hängt zum einen mit dem Umbau des Energiesystems zur Treibhausgasneutralität zusammen. Für den Umstieg auf Regenerative Energien werden fossile Energieträger systematisch verteuert und müssen hohe Investitionen getätigt werden – auch von den Unternehmen selbst. Allerdings wird der auch von der Industrie als wünschenswert erachtete Ausbau der Versorgung mit Erneuerbaren Energien erst mittelfristig greifen und nicht zur Energieautarkie führen, was andererseits aufgrund der derzeitigen Lage neue Importstrukturen notwendig macht. Auch dies wird nach Einschätzung von kunststoffland NRW zu dauerhaft hohen Preisen führen. „Wir brauchen deshalb ein Konzept, mit dem die kontinuierliche Versorgung der Industrie mit konkurrenzfähigen Energiepreisen sichergestellt werden kann – dabei gehören alle Optionen auf den Tisch“, fordert Brinitzer.

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