Dienstleistungen im Fokus
Tatsächlich würden die US-Dienstleistungspreise keine schöne Momentaufnahme liefern. Allerdings habe das Lohnwachstum im Dienstleistungssektor bereits vor fast einem Jahr seine höchste Dynamik erreicht, eine Verlangsamung sei also bereits vor den Zinserhöhungen der Fed zu beobachten gewesen. „Diese Bewegungen hängen viel eher mit den Nachwirkungen der pandemiebedingten Turbulenzen zusammen“, so Grüner. „In der Sachgüterwirtschaft wurden sie bereits geglättet, im Dienstleistungssektor werden sie ebenfalls nachlassen.“
Andererseits sei dies alles wahrscheinlich zweitrangig für die Verbraucherpreise für Dienstleistungen, da die Lohn-Preis-Spirale wie bei Sachgütern ebenso zum Mythos verkomme. Arbeit sei nur einer der Kostenfaktoren, die Dienstleistungsunternehmen bei der Preisgestaltung berücksichtigen müssten. Weitere Kosten seien Energie, Wasser, Telekommunikation, Gebäudeinstandhaltung, Immobilien, Hausmeisterdienste, Büromaterial und Ausrüstung. Restaurants müssten auch die Kosten für Lebensmittel einkalkulieren. Und die überwiegende Mehrheit dieser Kosten sei den Rohstoffpreisen, die sich das ganze Jahr über im Verbraucherpreisindex niedergeschlagen hätten, weit nachgelagert.
Entspannung ist längst im Gange
„Zuerst war die Entspannung in den Warenpreisen zu sehen, insbesondere in den Kategorien mit petrochemischen Rohstoffen“, sagt Grüner. „Dienstleistungen sind einfach nur ein paar Glieder weiter unten in der Lieferkette, so dass sie die Auswirkungen mit größerer Verzögerung zu spüren bekamen, weshalb die Dienstleistungsinflation hinter der Wareninflation ‚zurückgeblieben‘ ist.“ Aber so wie sich die steigenden Rohstoffpreise auf der Warenseite der Wirtschaft bemerkbar machen würden, sollten sie sich auch bald auf die Dienstleistungen auswirken.
„Wohlgemerkt, nichts davon bedeute, dass wir die Theorie der ‚kostentreibenden Inflation‘ unterschreiben“, betont Grüner. „Inflation ist Inflation, und sie rührt daher, dass zu viel Geld für zu wenige Waren und Dienstleistungen ausgegeben wird.“ Grüner weise lediglich darauf hin, dass sich diese grundlegenden inflationären Kräfte in diesem Fall zunächst auf die Güterpreise ausgewirkt hätten und dann auf die übrige Wirtschaft übergegangen seien. Das sei angesichts des Umfangs, der Tiefe, der Komplexität und der Dezentralisierung der US-Wirtschaft nicht ungewöhnlich.
Fazit
„Zum jetzigen Zeitpunkt kann die Fed wenig Einfluss ausüben, denn die inflationsreduzierenden Kräfte sind längst am Werk und die Versorgungsengpässe, welche die Preise zu Beginn des Jahres in die Höhe trieben, haben nachgelassen“, resümiert Grüner. Dies lasse sich an den Warenpreisen, den Rohstoff- und Energiepreisen, den sinkenden Transitkosten und der starken Verlangsamung des Geldmengenwachstums ablesen. Die marktbasierten Inflationsindikatoren würden dies registrieren und deutlich unter den Höchstständen zur Jahresmitte liegen. „Für Anleger zählt allerdings unter dem Strich: Was auch immer die US-Zentralbank durchführt oder sein lässt, für die Inflation bedeutet es wahrscheinlich nur sehr wenig.“ Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de gebührenfrei anfordern.
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