Im Zusammenhang mit dem Insolvenzverfahren gegen den führenden Biogashändler BMP Greengas beziffert der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) den möglichen Schaden für betroffene Stadtwerke auf mindestens 150 Millionen Euro. Das geht aus einer Ad-Hoc-Umfrage des VKU unter seinen Mitgliedsunternehmen hervor, die BMP-Greengas-Kunden sind. Die insgesamt höhere Summe des Gesamtschadens wird sicherlich im Insolvenzverfahren offenkundig werden.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mahnt mit Blick auf das Ergebnis der Umfrage:

„Die BMP-Greengas-Insolvenz hat das Potential, die Wärmewende auszubremsen. Betroffene Stadtwerke müssen nun ein Desaster ausbaden, das sie nicht zu verantworten haben, und dies vermutlich zulasten notwendiger Investitionen zum Erreichen der Klimaziele.“

Zu den Umfrageergebnissen:

81 Prozent der betroffenen Stadtwerke gaben in der VKU-Umfrage an, dass die aktuelle Unsicherheit in Bezug auf Lieferungen von BMP Greengas ihre Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gefährden würde. Wegen Lieferschwierigkeiten hatte BMP Greengas vielen seiner Kunden Neuverträge mit Mengenkürzungen zu oft deutlich höheren Preisen angeboten.

Dies gilt auch für rund 87 Prozent der BMP-Kunden aus dem Stadtwerkebereich. Laut Umfrage sollen diese 40 Prozent weniger als die ursprünglich vertragliche vereinbarte Liefermenge erhalten, bei gleichzeitig höheren Preisen; im Durchschnitt 35 Prozent mehr.

Dreiviertel der betroffenen Stadtwerke können die wegfallenden Mengen nicht oder nur teilweise bei anderen Lieferanten kurzfristig beziehen, und wenn dann nur zu deutlich höheren Kosten. Die Hälfte der BMP-Greengas-Kunden aus dem Stadtwerkeverband hat die Neuverträge bisher abgelehnt, 25 Prozent waren noch in Verhandlung mit dem Biogashändler, 25 Prozent haben zugestimmt.

Mehrkosten entstehen den betroffenen Unternehmen unter anderem durch die Beschaffung bei anderen Lieferanten (68 Prozent), höhere Preise bei BMP Greengas (61 Prozent) oder dem Wegfall der EEG-Förderung (54 Prozent).

Bei vielen Stadtwerken ist schon für das laufende Kalenderjahr ein Schaden in einstelliger Millionenhöhe prognostiziert. Da die Lieferverträge überwiegend über mehrere Jahre abgeschlossen wurden, kumuliert sich der erwartete Gesamtschaden. So berichten einzelne Stadtwerke bereits jetzt von erwarteten Gesamtschäden in Höhe von jeweils 20 bis 60 Millionen Euro. Dabei war gerade die langfristige Bindung Ausdruck des großen Vertrauens, das viele Stadtwerke in BMP Greengas wegen dessen Zugehörigkeit zum EnBW-Konzern gesetzt hatten.

„Kunden von BMP Greengas sind verständlicherweise sehr verärgert. Im Vertrauen auf die Bonität der mittelbaren EnBW-Tochter haben sie die ursprünglichen Lieferverträge abgeschlossen“, so Liebing. Er forderte erneut die Landesregierung Baden-Württemberg zum Eingreifen in der Causa BMP Greengas auf, einer mittelbaren Tochter der staatlichen EnBW. „Die Vorreiter der Wärmewende, die frühzeitig auf Biomethan gesetzt haben, werden nun bestraft. Das erzeugt mehr als Kopfschütteln“, kritisierte Liebing.

Anfang dieser Woche hatte das Amtsgericht Karlsruhe das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Damit hat BMP Greengas die Möglichkeit erhalten, sich im Rahmen des Insolvenzverfahrens zu sanieren. Aus VKU-Sicht zulasten vieler Stadtwerke.

Über Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU)

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 293.000 Beschäftigten wurden 2020 Umsatzerlöse von 123 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 16 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 60 Prozent, Wärme 88 Prozent, Trinkwasser 89 Prozent, Abwasser 45 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 76 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 206 Unternehmen investieren pro Jahr über 957 Millionen Euro. Künftig wollen 80 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2022

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