„Der Seeverkehr macht 90 % des Welthandels aus und ist ein Eckpfeiler der Weltwirtschaft, aber er steht auch zunehmend wegen seiner Umweltauswirkungen auf dem Prüfstand“, sagt Katharina Friedrich, Geschäftsführerin der AGQM. „Das Pariser Abkommen von 2015 markiert einen Wendepunkt und setzt die Schifffahrtsbranche unter Druck, einen Beitrag zu den Klimaschutzzielen zu leisten.“ Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hat darauf mit der IMOStrategie zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Schiffen bis 2023 reagiert, die eine Reduzierung der Kohlenstoffintensität um 40 % bis 2030 anstrebt, wobei nachhaltige Kraftstoffe wie Biodiesel eine wichtige Rolle spielen. Auch die FuelEU Maritime-Verordnung der Europäischen Union aus dem Jahr 2023, die Teil des Fit for 55-Pakets ist, zielt auf die Dekarbonisierung des Sektors ab.
Zur Erstellung unseres Leitfadens haben wir in Zusammenarbeit mit dem Schmierstoff- und Bunkerkraftstofflieferanten OK Slurink einen realen Betriebsversuch an Bord der Pouwel S durchgeführt, einem Schiff, das mit zwei Dieselmotoren ausgestattet ist. Bei diesem Versuch wurde der Steuerbordmotor mit herkömmlichem B0-Dieselkraftstoff betrieben, während der Backbordmotor mit B30-Biodiesel lief, was einen direkten Vergleich ermöglichte. Die Ergebnisse zeigten, dass die Umstellung auf B30 eine praktikable und nachhaltige Option für die Dekarbonisierung der Binnenschifffahrt ist. Wichtige Parameter wie die Kraftstoffqualität, die Viskosität und der Schwefelgehalt blieben durchgehend stabil, ohne negative Auswirkungen auf die Leistung oder die Lebensdauer. Darüber hinaus waren die Verringerung der Gesamtbasenzahl (TBN) und der Anstieg des Eisengehalts, die typischerweise beim Betrieb mit B0 im Motoröl zu beobachten sind, bei dem mit B30 betriebenen Motor nicht vorhanden, was auf einen potenziellen Vorteil von B30 hindeutet. Dieser Versuch unterstreicht die Machbarkeit von B30 als praktische Lösung für die Industrie.
„Das erfolgreiche Projekt zeigt, dass eine Umstellung von B0 auf B30 bereits heute und in der bestehenden Schiffsflotte ohne große Anpassungen möglich ist und dass auf diese Weise eine signifikante Reduktion von Treibhausgasen in der Binnenschifffahrt möglich ist.“, sagt Katharina Friedrich, Geschäftsführerin der AGQM. „Unser Leitfaden bietet auch eine gute Grundlage für den Dialog mit Schiffsbetreibern und Herstellern, um sie für einen höheren Anteil von Biodiesel in der Schifffahrt zu gewinnen.“
Derzeit sind bereits verschiedene Schiffsmotoren für den Betrieb mit B100 bzw. B20/B30 (Dieselkraftstoff mit einer Beimischung von 20 % bzw. 30 % FAME) zugelassen und in einer entsprechenden Freigabeliste der Verbände AGQM (Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V.), MVaK (Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e.V.), UFOP (Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.) und VDB (Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie e.V.) aufgeführt, die in Abstimmung mit den Herstellern ständig erweitert wird.
Der Leitfaden und die Zulassungsliste sind auf der Homepage der AGQM (https://www.agqm-biodiesel.de) unter der Rubrik F&E zu finden.
Die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel e.V. (AGQM) bietet auf nationaler und internationaler Ebene ein Maßnahmenkonzept zur Qualitätssicherung von Biodiesel an, das die gesamte Produktions- und Vermarktungskette umfasst. Der Verband engagiert sich in Forschungsprojekten für die unterschiedlichsten Anwendungsoptionen von Biodiesel und dessen Nebenprodukte.
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