Es ist nicht zu leugnen: Das Internet hat unser Leben in rasantem Tempo verändert. Der schrankenlose Zugang zum Wissen der Menschheit stellt jedoch nicht nur eine Faszination dar: Immer mehr Menschen fühlen sich überfordert, denn die unendliche Zahl der Möglichkeiten, welche die digitale Welt für uns bereithält, stellt uns tagtäglich vor eine gigantische Qual der Wahl.

Dass die virtuelle Lust auch eine Last bedeuten kann, wissen wir vor allem seit der Erfindung des Smartphones: Schrankenlose Kommunikationsmöglichkeiten ziehen nicht selten den subjektiv empfundenen Zwang nach sich, immer erreichbar sein zu müssen. Dass WhatsApp, Facebook, Twitter, Skype und der eigene Maileingang auch nach Feierabend und im Urlaub nicht schweigen, ist eine Schattenseite der Entwicklung, die dazu führt, dass immer mehr Menschen eine digitale Ambivalenz entwickeln.

Tatsächlich traf uns die digitale Revolution ziemlich unvorbereitet. Wer bis dato daran gewöhnt war, sich für die Recherche bestimmter Informationen erst umständlich in eine Bibliothek begeben zu müssen, erledigt dies nun in Sekundenschnelle direkt vom Schreibtisch aus. Über dieser faszinierenden Erleichterung haben wir jedoch vergessen, dass die damalige Langsamkeit uns Atempausen verschaffte, die uns heute fehlen. Hinzu kommt, dass die Digitalisierung uns in mehr oder weniger großem Umfang zum Multitasking verleitet: Beim Mittagessen im Personalrestaurant schnell eine SMS beantworten, den Facebook-Freunden beim Spazierengehen ein paar Likes schicken oder noch rasch ein Video hochladen, während der Maileingang gecheckt wird, dies alles ist heute selbstverständlich. Das kostet nicht nur Nervenkraft, sondern beeinträchtigt die Fähigkeit zur Konzentration erheblich.

Erzieht die digitale Revolution zur Oberflächlichkeit?

Wer die Entwicklung mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet und eine digitale Ambivalenz an sich bemerkt, ist durchaus auf der Höhe der Zeit, denn die gesellschaftlichen Folgen der ungebremsten Digitalisierung sind bereits heute absehbar. Der oberflächliche Konsum von Nachrichtenschlagzeilen führt zu einer allgemeinen Hysterie, die es unmöglich macht, den einzelnen Themen auf den Grund zu gehen. An die Stelle differenzierter Gedanken tritt der Hashtag, der für jedes noch so flüchtige Interesse Gleichgesinnte findet und vermeintliche Gegner mit abwertenden Etiketten versieht. Ergebnis ist eine digitale Rudelbildung, die keinesfalls zum gesellschaftlichen Frieden beiträgt und es zudem unmöglich macht, konstruktive Diskussionen zu führen.

Die Strategie zum Überleben in der digitalen Welt
Wohin die virtuelle Reise auf Dauer geht, liegt in der Hand jedes einzelnen Users. Wer sich aus der Dauerschleife befreien und die digitale Revolution konstruktiv nutzen möchte, sollte deshalb eine Strategie entwickeln, um Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und die Aufmerksamkeit auf eine bewusste Themenauswahl zu beschränken.

Unsere 7 Tipps:

  1. Nicht jeder Internetnutzer muss auf jedem Netzwerk präsent sein: Die Weisheit liegt in der Beschränkung.
  2. Nutzer sozialer Netzwerke sollten sich nicht unter Druck setzen lassen: Nicht jede Nachricht muss unbedingt beantwortet werden! Ein Hinweis im eigenen Profil, dass der Account nur sporadisch genutzt wird, reduziert den empfundenen Zugzwang.
  3. Wer verschiedene Mailadressen für unterschiedliche Zwecke verwendet, sollte sie durch die Einrichtung entsprechender Weiterleitungen alle in einem einzigen Posteingang zusammenführen. Hierbei ist es hilfreich, ihnen unterschiedliche Ordner zuzuweisen, um den Überblick zu behalten.
  4. Alle Möglichkeiten zur Unterdrückung unerwünschter Werbung, wie Spamfilter und Pop-up-Blocker, sollten offensiv genutzt werden.
  5. Die Flut oberflächlich recherchierter News von geringem Informationswert ist nahezu unendlich. Hiergegen hilft es, die interessanten Themen einzugrenzen und die gesparte Zeit lieber in Quellenstudien zu investieren. Was hat Donald Trump denn nun wirklich gesagt? – Auf YouTube gibt es meistens das entsprechende Originalvideo, um sich selbst ein umfassendes Bild machen zu können.
  6. Wer am PC arbeitet, sollte während der Arbeitszeit den Maileingang, die Chatsoftware und die sozialen Netzwerke schließen. Wer das Internet zu Recherchezwecken benötigt, sollte bevorzugte Netzwerke und Newsquellen während der Arbeitszeit im Browser sperren, um sich nicht davon ablenken zu lassen. In Google Chrome funktioniert dies über die Erweiterung »SiteBlock«, die im Chrome Web Store kostenlos erhältlich ist.
  7. Und, last, but not least: Regelmäßige digitale Auszeiten sind wichtig! Wer das Smartphone auch mal zu Hause lässt und einfach seine Freizeit genießt, wird zum Herrscher über seine digitale Welt, nicht zu deren Sklaven

Autor: Claudio Addario, Head of Operations, Bison IT Services aG

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