Vor den nächsten Corona-Beratungen von Bund und Ländern fordert der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) eine Wiedereröffnung der jetzt geschlossenen Geschäfte so rasch wie möglich. „Macht die Läden wieder auf! So lautet jetzt unser Appell an alle Verantwortlichen“, sagte HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. Der Non-Food-Handel bringe seit Beginn der Corona-Krise ein immenses Sonderopfer, das mittlerweile dazu beitrage, dass zehntausende Existenzen im Südwesten vernichtet würden. Die von Bund und Land in Aussicht gestellten Finanzhilfen kämen weiterhin nicht an. „Die Händler brauchen jetzt klare Aussagen von politischer Seite, wie es weitergeht, das haben sie verdient, ansonsten wird es ein Massensterben in der Handelsbranche geben!“

Hagmann bezeichnete die Lage im Einzelhandel erneut als „sehr dramatisch“. Im schlimmsten Fall stünden 12.000 Einzelhändler in Baden-Württemberg vor dem wirtschaftlichen Aus. Kurzfristig seien 100.000 Arbeitsplätze in Baden-Württemberg in Gefahr, mittelfristig 200.000.

„Die Handelsbranche steht jetzt schon finanziell mit dem Rücken an der Wand und weiß teilweise nicht, wie es in den nächsten Monaten wirtschaftlich für sie weitergeht.“

Hinsichtlich einer Öffnungsstrategie für den Handel fordert der Verband „ein intelligentes Konzept zielgenauer Einzelmaßnahmen zur Viruseindämmung – als Alternative zu dem pauschalen Lockdown“.

Enttäuscht zeigte sich der Verband von den Versprechungen aus der Politik, dem Handel würde schnell und unkompliziert finanziell geholfen. Der Verband hatte in der Vergangenheit immer wieder auf staatliche Ausgleichszahlungen für entstandene wirtschaftliche Schäden gedrängt, wie beispielsweise im Modehandel, der durch die Corona-Krise besonders schwer gebeutelt wird. Die Hilfen wurden daraufhin auch korrigiert und angepasst – doch angekommen und ausbezahlt worden sind sie nach Angaben des Verbands bisher nicht.

Der Verband hatte sich unter anderem dafür stark gemacht, dass entsprechende Wertverluste im Modehandel auf Saisonware als Betriebskosten berücksichtigt werden, die beispielsweise dadurch entstanden sind, dass am 16.12. zum zweiten Mal für die Nonfood-Branche ohne ihr eigenes Verschulden quasi ein Berufsverbot ausgesprochen und die Läden geschlossen wurde.

„Unsere Händler benötigen dringend Liquidität, ansonsten geht es für sie nicht weiter. Und sie brauchen Entschädigung für das Sonderopfer, das sie erbringen. Nur ein Teil der Kosten zu ersetzen, ist nicht gerecht“ so Hagmann.

Sollte die Schließung der Geschäfte über Mitte Februar hinausgehen, müsse den Händlern in jedem Fall das so genannte Personal Shopping befristet erlaubt sein, was vor allem dem beratungsintensiven Facheinzelhandel, nicht jedoch größeren Modehäusern nutzen würde. Daher sei nun ganz schnell eine planbare, kurzfristige Öffnungsstrategie von Nöten.

Beim Personal Shopping erhalten Kunden ein persönliches Einkaufserlebnis mit ganz persönlicher Beratung bezüglich aktueller Trends und Looks, mit individuell auf die Person abgestimmten Tipps und Tricks – ohne Warteschlange und natürlich unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienemaßnahmen. Das zu erlauben, so Hagmann, wäre bereits seit langem möglich und geboten. Denn ein Infektionsrisiko ist bei diesem Vorgang auszuschließen, was die Zahlen auch der Berufsgenossenschaft des Handels von letzter Woche eindrücklich bestätigen.

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