• Absenkung des Betriebspunktes auf ein Versandniveau von 8,7 bis 9,0 Millionen Tonnen.
  • Weiterverarbeitungsstandort in Kreuztal-Eichen soll geschlossen werden.
  • Ziel ist ein Abbau von ca. 5.000 Stellen durch Anpassungen in Produktion und Verwaltung bis 2030. Zudem sollen weitere 6.000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder den Verkauf von Geschäftstätigkeiten überführt werden.
  • Senkung der Personalkosten in den kommenden Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent auf ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau.
  • Zukunftskonzept ist Grundlage für Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, die Ausarbeitung des Business Plans und des IDW S6-Gutachtens.

Duisburg, 25. November 2024. Der Vorstand der thyssenkrupp Steel Europe AG hat dem Strategieausschuss des Aufsichtsrats in einem Eckpunktepapier die Pläne für ein umfassendes industrielles Zukunftskonzept vorgestellt. Damit reagiert das Unternehmen auf die sich weiter verfestigenden fundamentalen und strukturellen Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt und in entscheidenden Kunden- und Zielmärkten. Zunehmend belasten Überkapazitäten und daraus resultierend steigende Billigimporte, insbesondere aus Asien, die Wettbewerbsfähigkeit erheblich.

Zudem sind dringende Maßnahmen erforderlich, um die eigene Produktivität und betriebliche Effizienz von thyssenkrupp Steel zu verbessern und ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau zu erreichen. Das Eckpunktepapier wird in den kommenden Wochen im Dialog mit den Aufsichtsgremien und Arbeitnehmervertretungen konkretisiert. Die thyssenkrupp AG sowie die mit 20 Prozent an thyssenkrupp Steel beteiligte EP Group unterstützen das Konzept.

Anpassung der Gesamtkapazität – Stilllegung des Standortes Kreuztal-Eichen

Das Eckpunktepapier von thyssenkrupp Steel sieht vor, die Produktionskapazitäten marktbedingt von gegenwärtig 11,5 auf ein zukünftiges Versandzielniveau von 8,7 bis 9 Millionen Tonnen zu senken und somit an die zukünftigen Markterwartungen anzupassen. Das entspricht in etwa dem Versandergebnis des vergangenen Geschäftsjahres. Auch nach diesem Schritt bleiben die Vorteile des integrierten Hüttenverbundes erhalten. Ein wesentliches Element zur notwendigen Kapazitätsreduzierung bleibt weiterhin die Trennung von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM). Das vorrangige Ziel ist es dabei, die Unternehmensanteile an der HKM zu verkaufen. Sollte ein Verkauf nicht möglich sein, wird thyssenkrupp Steel mit den weiteren Gesellschaftern Gespräche über einvernehmliche Schließungsszenarien führen. Zudem soll der Weiterverarbeitungsstandort in Kreuztal-Eichen geschlossen werden.

Bekenntnis zur grünen Transformation

thyssenkrupp Steel steht unverändert zur grünen Transformation und zur klimaneutralen Stahlproduktion. Das Unternehmen hält weiterhin an seinem Plan fest, die bereits im Bau befindliche Direktreduktionsanlage fertigzustellen, und führt gleichzeitig konstruktive Gespräche mit den zuständigen Stellen, um die Wirtschaftlichkeit dieses großen Investitionsprojekts unter den sich schnell verändernden Rahmenbedingungen sicherzustellen. Bis 2030 sollen die beiden Hochöfen 8 und 9 in Duisburg durch die DR-Anlage und die zwei geplanten innovativen Einschmelzer mit einer Versandkapazität von insgesamt 2,2 Mio. Tonnen pro Jahr ersetzt werden. Perspektivisch könnte ein weiterer Hochofen, z.B. durch einen modernen Elektrolichtbogenofen, ausgetauscht werden. Eine Entscheidung dazu wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt und unter den dann gültigen wirtschaftlichen, technologischen und politischen Rahmenbedingungen getroffen werden.

Beschäftigungsabbau und Reduzierung der Personalkosten

Die Umsetzung des jetzt vorgelegten Eckpunktepapiers wird zum einen mit einem deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen sowie mit weiteren personalseitigen Kostensenkungen einhergehen. So sollen durch die geplante Anpassung des konzernweiten Produktionsnetzwerkes und eine deutliche Straffung der Verwaltungen bis 2030 ca. 5.000 Arbeitsplätze entfallen. Zudem sollen weitere ca. 6.000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder den Verkauf von Geschäftstätigkeiten überführt werden. Darüber hinaus sollen die Personalkosten in den kommenden Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent reduziert und somit auf ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau angepasst werden. Im Rahmen der Neuaufstellung bleibt es das erklärte Ziel, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

„Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und wollen für möglichst viele unserer Beschäftigten langfristige Perspektiven schaffen“, sagt Vorstandssprecher Dennis Grimm. „Deshalb werden wir uns durch gezielte Kapazitätsanpassungen und Kostensenkungen an die veränderten Marktbedingungen anpassen. Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig. Uns ist bewusst, dass dieser Weg Vielen vieles abverlangen wird, vor allem weil wir in den nächsten Jahren eine große Zahl an Arbeitsplätzen abbauen müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Deshalb ist jetzt umso wichtiger, dass alle Beteiligten gemeinsam Verantwortung übernehmen, um den Stahl voranzubringen. Die Qualität unserer Produkte und unsere Technologiekompetenz sind dabei ein stabiles Fundament für unseren Weg nach vorne. Unsere Kunden können sich auch zukünftig auf unsere hochwertigen Flachstahlprodukte verlassen.“

Verselbständigung und weitere Umsetzung des Zukunftskonzeptes

Parallel zur Umsetzung des Konzepts geht die thyssenkrupp AG die Verselbständigung des Stahlbereichs weiter an. In einem ersten Schritt wurden dazu bereits 20 Prozent der Anteile von thyssenkrupp Steel an die tschechische EP Group veräußert, mit dem Ziel, die Anteile auf 50 Prozent zu erhöhen.

Das aktuell erarbeitete Eckpunktepapier ist gleichzeitig Grundvoraussetzung für einen tragfähigen und belastbaren Businessplan und das IDW S6-Gutachten. Alle laufenden Investitionen und Performancemaßnahmen werden wie geplant weiter umgesetzt, um bereits jetzt die Hebel zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen. Ziel ist es, thyssenkrupp Steel langfristig profitabel, wettbewerbsfähig und klimaneutral aufzustellen.

„Mit der strategischen und strukturell langfristig ausgerichteten Neuaufstellung werden wir thyssenkrupp Steel nachhaltig fit für die Zukunft machen“, ist Marie Jaroni, Chief Transformation Officer bei thyssenkrupp Steel, überzeugt. „Noch haben wir in Bezug auf operative Effizienz und Rentabilität an entscheidenden Stellen im Wettbewerb Aufholbedarf. Diese Lücken müssen wir schließen, wenn wir eine gute Zukunft haben wollen. Dies ist umso wichtiger, weil wir die grüne Transformation konsequent vorantreiben wollen. Sie ist unverzichtbar und wird langfristig das bisherige kohlebasierte Geschäftsmodell ablösen. Die Umsetzung des heute vorgestellten Konzepts wird für unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit für unsere Zukunft maßgeblich sein.“

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